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Balthaus Fritz: SABINA, 2013-, 2025

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Balthaus Fritz: SABINA, 2013-, 2025

Verfasser
Titel
  • SABINA, 2013-
Verlag Jahr
Ort Land
Medium

Technische
Angaben
  • 2 S., 10,5x14,8 cm, 2 Stück. keine weiteren Angaben vorhanden
    Postkarte, rückseitig mit roter Farbe handgestempelt Prank !
Sprache
ZusatzInfos
  • Sabina, ein Geräusch, Aarau 2013, Knistern und Knirschen in den Oberlichträumen eines Aargauer Ausstellungshauses; präsentiert von Alldone Foundation FT, Aarau; Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr, Montag geschlossen, Aargauerplatz, 5001 Aarau, Schweiz.
    Sabina, ein Geräusch:
    Bisweilen ist in den Oberlichträumen des Aargauer Kunsthauses ein unvorhergesehenes Knistern und Knirschen zu hören, das von Ausstellungsbesuchenden nicht sofort einzuordnen ist, schließlich befinden sie sich in einem Museum. Diese ambivalente Situation läßt aufhorchen und löst unterschiedliche Interpretationen aus.
    Was war das? Ein unterschwelliges, substanzielles Geräusch, unregelmäßig wiederkehrend. Es resoniert mit dem Museumsbau und geht unter die Haut.
    Vielleicht wird es von klimatischen Wechselverhältnissen im Raum des Oberlichtes verursacht? Man könnte annehmen, daß die Geräuschursachen bis heute nicht abgestellt werden konnten und als Spannungsentladungen des Gebäudes hingenommen wurden? Höhere Gewalt?
    Als namenloses Geräuschgeräusch interpretiert, bleibt es seltsam verschwiegen - arm und falsch. So muß dieses eindringliche Nebengeräusch ein aktives Kunstwerk werden und als geplantes Werk verstanden sein. Von einem solchen Moment an, wird aus dem Alltagsgeräusch ein unwiderstehliches Kunstgeräusch:
    Es soll von nun an Sabina heißen.
    Müßte das Geräusch ein zufälliges bleiben, bliebe das Bauwerk vom Kunstwerk getrennt. Wird das Geräusch als Kunstwerk verstanden, ist Kunst und Bau nicht mehr voneinander geschieden, denn die Interpretation des Geräusches als Werk faßt den Bau des Aargauer Kunsthauses als unverbrüchlichen Bestandteil eines entgrenzten Kunstwerkes auf. Sabina ist nun unlösbar mit dem Aargauer Kunsthaus verbunden. Mehr noch, Sabina ist das Aargauer Kunsthaus und das Aargauer Kunsthaus ist Sabina.
    Das geschieht ohne Herstellungs- und Materialoperationen im Atelier des Künstlers, ohne Kunsttransport und 'art-handling' im Museum - sogar ohne die Einladung der Museumsleitung. Das ist geräuschlose Geräuschproduktion im schalltoten Raum der Interpretation. Akustisch dasselbe Geräusch geblieben, ist Sabina nicht mehr Nebengeräusch, sondern hat einen atemberaubenden Auftritt im wirkungsgewissen Resonanzraum kontextueller Reflexion.
    Eine künstlerische Autorschaft an dem Geräusch könnte synästhetisch Anstoß geben, dem absurd überdrehten Vektorenspiel aus Kunstgeld, Kunstpolitik, Kunstprestige und Kunstmacht kritisch zu begegnen. Wenn die Schönheit in den Augen und Ohren von Betrachtenden liegt, dann gilt es auch überlebte Formen von äußerem Kunstbesitz in Schwingung zu versetzen.
    Wem gehört nun die Welt da draußen, wem die Museumswelt darinnen? Wer verändert die Verhältnisse des interpretativen und des tatsächlichen Besitzes, oder, ist der interpretative Besitz bereits ein tatsächlicher?
    Bezogen auf die neuen Verhaltensverhältnisse um Sabina deuten sich auch denkwürdige Veränderungen im Selbstverständnis von Kunstberufenen an. Die allgemeine Bereitschaft zu produktiven Systemöffnungen scheint abzunehmen. Vermutlich zur Absicherung systembedingter Eigeninteressen, ziehen sich Sammler/innen, Sponsor/inn/en, Besucher/innen, Künstler/innen, Kurator/inn/en, Architekt/inn/en und Vermittler/innen auf ihre angestammten Funktionen und Gebiete zurück.
    Neben dem gesellschaftlichen Auftrag an Kustod/inn/en gibt es die künstlerische Selbstbeauftragung von Künstler/inne/n. Wie finden diese unterschiedlich geformten Freiheiten zueinander? Gibt es noch Schnittmengen, oder, muß das ganze Kunstsystem und seine unterschiedlichen Bewohner/innen nur noch darauf aus sein, sich selbst zu behaupten? Auch die Kunstfiliale, in der Sabina nun 'haust', scheint in dieser Hinsicht brüchig geworden zu sein. Ungefragt und ahnungsvoll läßt Sabina die kritisch gewordene Museumskonstruktion auch künftig erschüttern - auch wenn die Direktorin des betroffenen Kunsthauses die kuratorische Übernahme von Sabina bisher zurückgewiesen hat.
    Jüerg Fritz Zimmeregg
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